Küche mit Ytong

Ausgangspunkt für diese Küche war erneut mein Nachbar. Der war nämlich zu mir auf Besuch und hat meine Küche gesehen und dann verkündet: „So etwas will ich! Kannst du mir so etwas bauen?“ Nunja, klar kann ich und ich habe bei der Küche meines Nachbarn einige Verbesserungen im Vergleich zu meiner eigenen Küche erreicht. Die Küche meines Nachbarn ist in etwa rechteckig. Es gibt zwei Türen und ein großes Fenster in Richtung Garten. Da das Haus mit einem wasserführenden Ofen geheizt wird, war hier die Planung durch den vorhandenen Kamin vorgegeben.

Planung

Die Vorgabe meines Nachbarn war: „Ich möchte beim Kochen mit den Gästen reden und auch den Blick aufs Fenster haben. Geht das?“ Also habe ich entsprechend einen mittig stehenden Herd geplant mit Blick auf die Sitzecke und Blick aus dem Fenster. Zusätzlich sollte eine alte Kredenz, die ich ebenfalls für meinen Nachbarn restauriert habe, in der Küche Platz finden. Ich hätte hier zugunsten des vorhandenen Platzes entschieden, die Kredenz ins benachbarte Zimmer zu stellen und hätte hier eher den vorhandenen Platz für eine Verlängerung der Arbeitsfläche genutzt bzw. noch einen Hochschrank gebaut. Aber es sollte ja dem Nachbarn gefallen, nicht mir. Die Höhe der Arbeitsfläche war durch den Nachbarn vorgegeben. Er ist recht groß, er wollte eine auf seine Körpergröße perfekt abgestimmte Arbeitshöhe haben. Zeitgleich mit der Errichtung der Küche wurde auch der Platz für den neuen Ofen gemacht, der auch vom Rauchfangkehrer abgenommen wurde (hierfür mussten dann noch zwei Steckdosen versetzt werden). Mein Vorschlag für die Küche war ein Cotto-Boden für den Kochbereich, auf Wunsch meines Nachbarn wurde im Essbereich ein Holzboden neu verlegt. Auf die unterschiedlichen Höhen von Holz-Boden und Fliesen musste bereits beim Bau der Küche Bedacht genommen werden, hier sollte später der Boden auf einer Ebene ohne Stufe sein. Ein weiterer Wunsch meines Nachbarn war die Verwendung vorhandener Holzmaterialien, dem habe ich Rechnung tragen können, ebenso sollten die vorhandenen Fliesen erhalten bleiben. Nachdem der Plan vom Nachbarn abgenickt war, habe ich mich ans Werk gemacht.

Materialliste

Ytong-Steine, Flexkleber, Baugitter, Fichtenholz, Möbelknöpfe aus Porzellan, Reibeputz, verschiedenes Holz für Regalböden, Tischplatten (IKEA), Herd, Herdplatte, Spüle, Armaturen, Fliesen, Fugenmasse, Dübel, Schrauben, Japan-Säge (für den Ytong), Kork, Lasur, Parkettsiegel, Retro-Spots.

Vorarbeiten

Im Vorfeld zum Küchenbau wurde der gesamte Boden erneuert: Dämmung und Estrich. Auch Strom wurde an die später benötigten Stellen gelegt, hier war vor allem der mittig stehende Herd sowie die Deckenbeleuchtung wichtig. Der vorhandene Wasseranschluss wurde seitlich versetzt zur neuen Spüle. Diese Vorarbeiten gingen rasch und unkompliziert vonstatten.

Mauerarbeiten

Ich habe die Küche im Vorfeld nur skizziert und dann die Maße einfach auf den Estrich übertragen. Die Küche wurde direkt auf den Estrich gesetzt. Als Klebematerial für die Ytong-Steine habe ich Flexkleber verwendet, der lässt sich super verarbeiten und ist auch für Anfänger bestens geeignet. Er wird ganz einfach in einem Kübel angerührt. Als Arbeitsmaterial braucht man hier Maurerkelle und Spachtel. Man muss darauf achten, das Material dünn aufzutragen und misst zur Sicherheit bei der Schar Ziegel mit der Wasserwaage nach. Unten spielt 1 mm keine Rolle, aber wenn das bis zur Arbeitshöhe dann 1 cm ist, muss man dann viel ausgleichen. Ich musste mir – außer beim Herd, der Spüle und beim Ofen – keine Gedanken über exakte Breiten beim Mauern machen, da ohnehin sämtliche Regale und Schubladen später maßgefertigt wurden. Beim Aufmauer der Höhe muss man bedenken, dass die letzte Schar Ziegel so hoch ist, dass darauf noch Holzkonstruktion und Arbeitsplatte kommen, bevor die endgültige Höhe erreicht ist.

Küche verputzen

Bevor die Küche verputzt wurde, wurden die Ytong-Steine in Form gebracht: Die Ecken wurden gerundet, hierbei darf der Druck nicht zu stark sein, das Zeug ist schneller ab als man denkt. Dann wurde ein Baugitter mit Flexkleber aufgespachelt, dies, um später Risse im Putz zu vermeiden, die bei Temperaturschwankungen auftreten können. Nach einiger Trockungszeit wurde das überflüssige Baugitter abgeschnitten und dann der eigentliche Putz aufgetragen. Verwendet habe ich dafür feinen Kalkputz, der danach auch noch gekalkt wurde (kann man, muss man nicht). Wichtig war bei diesem Bauschritt, auch die Holzunterkonstruktion für die Arbeitsplatte aufzulegen, um sicherzustellen, dass die Höhen überall exakt passen. Wo nötig, habe ich hier ein wenig Flexkleber und Putz aufgetragen, so dass letztlich die Unterkonstruktion exakt gepasst hat.

Holzkonstruktion

Die Holzkonstruktion dient als Auflagefläche für die Arbeitsplatte. Sie wurde direkt in die Ytong-Steine verschraubt. Kanten der Staffeln abschleifen, vorbohren. Dann Ytong bohren, Dübel rein, durchschrauben, fertig. Auch hier war die Wasserwaage wieder mit dabei. Die Holzkonstruktion biete gegenüber der direkten Verschraubung mit den Ytongsteinen Vorteile: Das Gewicht kommt von oben, Arbeitsplatten wiegen. Würde man die Arbeitsplatte etwas mit Winkeln direkt in den Ytong-Stein schrauben (ist ja denkbar), dann könnten hier mit der Zeit die Winkel und Dübel eher lockern, weil auch eine Holzplatte arbeitet.

Arbeitsplatte

Als Arbeitsplatte wurde hier eine IKEA-Tischplatte verwendet. Die haben den Vorteil, dass sie bereits mit Stahlverstärkung an der Unterseite kommen, das verhindert später ein Aufbiegen der Arbeitsplatte. Holz man sich eine Holzplatte beim Holzhändler, muss man darauf achten, an der Unterseite unbedingt quer zur Holzfaser eine Verstärkung einzubauen. Aber ich habe hier mit den Platten aus dem Möbelhaus das Auslangen gefunden. Die Platten wurden zugeschnitten, dann auf die Holzkonstruktion gelegt und von unten unsichtbar mit Winkeln verschraubt, auch hier hat sich die Unterkonstruktion als gute Wahl erwiesen. Danach wurden alle Kanten der Tischplatte abgerundet, die Ecken wurden rundgesägt und ebenfalls geschliffen. Für die Herdplatte und die Spüle wurden die benötigten Aussparungen herausgesägt, das kann man gut machen, wenn die Holzplatte schon befestigt ist. Später wurden die Arbeitsplatte noch mit Holzlasur und Parkettsiegel bearbeitet. Zwischendurch habe ich hier den Fliesenboden gelegt.

Spüle

Die Spüle einzubauen dauert keine 30 Minuten. Anzeichnen, aussägen reinhängen, fertig. Rund um die Spüle wurde später noch mit weißem Silikon abgedichtet.

Regalböden

Für die Regalböden habe ich auf Wunsch meines Nachbarn vorhandes Holz verwendet. Es war extra-hartes Tropenholz, sehr schön, aber aufgrund der Härte nicht ganz leicht zu verarbeiten. Links und rechts wurden in die Ytong-Mauer Leisten verschraubt, auf die dann die Regalböden gelegt und mit den Leisten verschraubt wurden. Bei den unteren Regalböden habe ich darauf geachtet, dass hier der Abstand zur unteren Ytong-Mauer optisch und funktional gepasst hat. Da die Küche eine T-Form hat, habe ich Regalböden auch in das T-eingebaut, nicht superpraktisch zum Einräumen, aber es gibt ja auch Töpfe, die man sehr selten verwendet, die können dort gut stehen.

Schubladen

Jede Küche braucht Schubladen für Besteck, Kochlöffel, Messer & Co, also habe ich in dieser Küche auch Schubladen eingebaut. An einer Stelle erfolgte der Bau zueinander im Eck, hier kann man natürlich nicht beide Laden gleichzeitig aufziehen, sondern entweder die eine oder die andere. Für die Schubladen habe ich seitliche und hintere Teile zugeschnitten und entsprechend größer die Fronten. Auch hier hat sich die Unterkonstruktion aus Holz wieder als ideal erwiesen: Die Schubladen schließen direkt mit der Holzleiste der Unterkonstruktion, man kann als mit Schwung zuwerfen ohne zu fürchten, irgend etwas zu beschädigen. Als Boden für die Schubladen wurden eine einigermaßen Starke Platte aus dem Baumarkt verwendet, die kosten praktisch nichts und lassen sich exakt zuschneiden. Die Seiten- und der hintere Teil wurden verschraubt, danach wurde die Bodenplatte von unten genagelt (wer fräsen kann, macht das natürlich noch besser). Dann wurde die Front mit Winkeln aufgeschraubt, man sollte ja keine Bohrlöcher sehen. Damit die Bodenplatte auch auf der Front Halt hat, wurde hier eine Metallschiene von unten-hinten an die vordere Front geschraubt. zuletzt wurde mittig ein Loch gebohrt und ein Porzellanknopf eingesetzt.

Wandregal, Ofen und Abschlussarbeiten

Für das Wandregal habe ich ebenfalls vorhandenes Holzmaterial verwendet, keine große Sache, das an die Wand zu bringen. Auch Leisten zum Aufhängen von Kochlöffeln haben Platz gefunden. Der Heizofen wurde geliefert und in den dafür vorgesehen Raum gestellt, hier musste ich ein bisschen tricksen, weil die Schamottabdeckung des Ofens breiter war als vorher gemessen ;-). Der Herd wurde auf seinen Platz gestellt und Herd und die Herdplatte angeschlossen. Sämtliche Oberflächen wurden mehrfach bis zum gewünschten Farbton lasiert und danach mehrfach mit Parkettsiegel gestrichen, der ist extrem unempfindlich gegen Nässe und eignet sich gut als Finish. Irgendann im Arbeitsverlauf wurde neben dem Fliesen- auch der Holzboden gelegt, aber das ist Teil einer anderen Geschichte. Meinem Nachbarn hat seine Küche übrigens richtig gut gefallen.

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