Südstaaten Veranda

Schon immer haben mir Veranden gefallen: Die offene Bauweise, die Überdachung, ein schönes Geländer. Besonders inspiriert haben mich dabei viktorianische Holzgeländer, für mich die richtige Mischung aus Funktion und Romantik sowie das das Südstaaten-Flair, das eine Holz-Veranda vermittelt. Nach einigen Jahren in meinem Haus habe ich festgestellt, dass in den heißen, trockenen Sommern, in denen es nicht selten über 30 ° C heiß wird, eine Überdachung ein „muss“ ist. Und so habe ich begonnen, mich mit den Möglichkeiten einer Veranda zu beschäftigen.

Der Plan

Ich habe zuerst meine Veranda skizziert und dann auch grob im Garten abgesteckt. So hat sich die ursprünglich angedachte Tiefe von über 3 Meter auf 2,60 Meter reduziert: Ich bin da gestanden und dachte: Ok, das passt. Grundsätzlich gab es bei mir nur die sinnvolle Möglichkeit, die Veranda direkt an die Südseite des Hauses anzubauen. Dort befand sich (und befindet sich noch) der Kellereingang des Hauses, der in jedem Fall zugänglich bleiben musste. Ebenfalls dort waren auch zwei südseitige Fenster, von denen man eines herausbrechen und durch ein Tür ersetzen konnte. Die Tür habe ich so geordert, dass sie gut zu den vorhandenen alten Fenstern passt.

Auch ein Gewächshaus (das ich in einem eigenen Projekt beschrieben habe) war da. Sowohl der Vorbau des Kellereingangs als auch das Gewächshaus mussten weichen. Ein etwas schwieriger Teil war, die Neigung des Daches exakt zu berechnen, aber mit ein, zwei Versuchen war auch das geschafft, auch dazu gibt es eigene Online-Rechner. Zu entscheiden war weiter, auf welcher Seite der Durchbruch aus dem Haus erfolgen sollte und auf welcher Seite sich der Treppenaufgang zur Veranda befinden sollte. Bezüglich des Treppenaufgangs war letztlich entscheidend, dass der Kräutergarten direkt vor dem Haus erhalten bleiben sollte UND ich mir nicht vorstellen konnte, am Rand zu den Nachbarn zu sitzen, auch wenn das auf den ersten Blick die räumlich bessere Lösung gewesen wäre.

Nach den ersten Skizzen habe ich auch ein kleines Modell gefertigt, aus Papier. Sowohl Plan als auch Modell waren während der Bauphase „Richtlinien“. Mit dieser Skizze habe ich auch das Einverständnis meiner beiden betroffenen Nachbarn zum Anbau eingeholt, das ist bei uns im Ort so üblich.

Die Einkaufsliste

Ich habe zunächst den Holzbedarf berechnet. Speziell für die Tragfähigkeit von Dächern gibt es einigermaßen gute Statikprogramme im Web zu finden. Eines davon habe ich genutzt, um zu berechnen, wie stark die tragenden Pfosten sein sollten und wie stark (und wie viele) Dachpfosten ich benötigen würde. Ich bin auf Nummer sicher gegangen und habe hier großzügig dimensioniert. Zusätzlich hat mir als Vergleich ein Video des WDR gedient, dort wurde in einem Beitrag einmal der Bau einer Veranda vorgestellt, dieser Beitrag ist leider nicht mehr online. Er hat mir 2-3 wertvolle Hinweise in der Umsetzung geliefert und ich habe mir rechtzeitig mittels Bildschirm-Screen-Film eine Kopie gezogen.

Holzbedarf exemplarisch (hier muss jeder selbst berechnen):

  • Tragende Pfosten 12 x 12 cm (Leimbinder), Fichte
  • Tragende Pfosten 12 x 8 cm (Leimbinder), wurden hochgestellt verarbeitet, Fichte
  • Stehende Pfosten 12 x 12 cm (Leimbinder), Fichte
  • Terrassendielen Lärche, 145 x 32 mm (also mit 3,2 cm Stärke eine vernünftige Qualität)
  • Nut- und Feder Bretter, 146 x 19 mm für die Dachdeckung (bei der Berechnung muss man hier berücksichtigen, dass ein Dach in der Regel über die verbaute Fläche hinausragen soll, um eine gewisse Regensicherheit zur gewährleisten)
  • Fichtenbretter 146 x 19 mm für das Holzgeländer
  • Hand- und Bodenläufe für das Geländer (wurden bei einem Tischler in Ungarn gefertigt)
  • Bretter 6 cm stark und 30 cm breit für die Treppenunterkonstruktion
  • Leimholz Fichte für die Verzierungen

Weiteres Material:

  • Balkenschuhe (in der Höhe und Breite änderbar) für die tragenden Pfosten sowie starre Balkenschuhe für die stehenden Pfosten
  • Gewindestangen, Siebhülsen, Beilagscheiben, Muttern und Hutkappen sowie Injektionsmörtel
  • Diverse Holz- und Beton-Bohrer sowie Sägeblätter für gerade Schnitte und Kurven
  • Veranda-Tür und Stock (wurde in Ungarn als Sondermaß gefertigt)
  • Karton, Papier, Folie
  • Schrauben von Spaxx in diversen Längen und Stärken, rostfrei wenn erhältlich, dazu Terrassendielenschrauben
  • Unterlagen aus Kork und Kunststoff
  • Anti-Schimmel-Anstrich für den Außenbereich, Grundierung, Lack in Blau und Weiß
  • Schalsteine für die zu betonierenden Fundamenten sowie Eisen zur Verstärkung
  • Zement und Sand für den Beton Kies für das Schottern der Fundamente
  • Dachpappe und Dachziegel aus Bitumen, Dachpappen-Nägel
  • Diverse Bleche für das Dach: Ortblech, Winkelblech und Traufstreifen sowie Schneidmaterial
  • Dachrinne, Fallrohr und diverse Haken
  • Kappen für die Verzierung der stehenden kurzen Pfosten

Die Vorbereitung

Als Vorbereitung für den Verandabau mussten das Gewächshaus abmontiert werden sowie der massiv gebaute Kellereingang weichen.

Die Verandatür

Ein spannender Moment war der Durchbruch für die künftige Verandatür. Bei diesem Teil habe ich mir Hilfe geholt. Das alte Fenster wurde ausgebaut (und aufgehoben für andere Zwecke), der neue Stock wurde eingebaut sowie die Tür nach einer Woche eingehängt. Wichtig war hier, die künftige Höhe des Bodens im Innenraum voraus zu berücksichtigen: Der Boden im Wohnzimmer sollte nämlich ein Jahr später gedämmt und erneuert werden, so dass der Boden insgesamt rund 7 cm höher werden sollte als zum Zeitpunkt des Einbaus von Stock und Tür. Ich habe also einen Winter damit gelebt, hier entsprechend mit Decken nach außen abzudichten. Der Druchbruch war der erste Schritt, denn erst mit der finalen Türhöhe konnte ich die Höhe der Fundamente für die Veranda exakt berechnen. Die Bruchstellen vom Kellereingang wurden mit Baugitter überklebt, neu verputzt und gestrichen.

Das Fundament

Auch für das Betonieren des Fundamentes habe ich mir Hilfe geholt, weil es mich einfach zu viel Zeit gekostet hätte, insgesamt 12 Punktfundamente auf die gleiche Höhe zu bringen. Also kam Sascha mit Nivelliergerät und hat hier geholfen. Wir haben der Einfachheit halber hier mit Schalsteinen gearbeitet, das Innenleben wurde mit Eisen verstärkt. Zwei Hoppalas sind hier passiert: Die äußeren Fundamente wurden zu weit außen gesetzt, hier habe ich nicht berücksichtigt, dass man zumindest 20-30 cm von der Gesamtlänge der Balken abziehen muss. Deshalb sind die auf die Fundamente aufgeschraubten Balkenschuhe bei den äußeren Fundament-Sockeln nicht mittig. Etwas Ähnliches ist beim Setzen der mittleren Fundamente seitwärts passiert, auch hier wurde zunächst falsch berechnet, so das die Fundamente nicht exakt mittig sind, sondern um 5 cm versetzt. Bei der nächsten Veranda weiß ich das dann 😉 Es hat sich als Top-Entscheidung erwiesen, hier auf höhenverstellbare Balkenschuhe zu setzen, da trotz Nivelliergerät zur exakten Höhe zwei der Fundamente in der Höhe nicht gepasst haben. War aber letztlich kein Problem.

Nachdem die Punktfundamente fertiggestellt waren, wurde auch der Kellerzugang gemacht: Dafür wurde ein ca. 1,30 Meter breiter Gang ausgehoben und Seiten wurden mit Ziegeln und Eisen abgestützt. Der Boden wurde betoniert, ebenso die zwei Stufen zum Kellereingang.

Die Unterkonstruktion

Für die gesamte Konstruktion mussten die Pfosten erst in der korrekten Länge abgelängt werden. Ich habe das Holz (hohe Qualität, günstig) direkt beim Holzwerk geordert und natürlich vereinbart, dass die Pfosten in der richtigen Länge abgelängt werden. Und dann stand da vor meiner Tür dieser riesige LKW mit 12 – 14 Meter langen Pfosten. Ich habe den LKW zurück zum Werk geschickt und gesagt: Bitte ablängen wie besprochen. Der LKW kam wieder und ich habe nach dem Abladen festgestellt, dass nur grob mit der Motorsäge abgelängt worden war, von Präszisisonsschnitten keine Spur. Also mussten erst sämtliche Pfosten korrekt gemessen und abgelängt werden. Wieder einmal hat die Bosch-Pendelhub-Säge hier ganze Arbeit geleistet. Versuche davor mit einer eigens dafür angeschafften Handkreissäge scheiterten, weil man damit nicht die ganze Tiefe der 12 cm durchsägen konnte. Nach einigen Versuchen des Ablängens habe ich dafür eine eigene Liegefläche mit mehreren Paletten gebaut, darauf konnte man gut sägen. Zu zweit war hier doch einiges leichter. Ein Stolperstein war die Frage, wie man jene Leimbinder verarbeitet, die quer liegen: So, dass die Bindungen hochkantig stehen oder so, dass man die Bindungen quer liegen hat? Die Profis vom Holzwerk haben hier empfohlen, die Leimbinder so zu verarbeiten, dass die Bindungen quer zu liegen kommen (man also von der Seite aus die drei Schichten sehen kann).

Nach dem Aufschrauben der Balkenschuhe auf alle 12 Sockelfundamente wurden die tragenden Querpfosten in die Schuhe gelegt. Dabei muss man berücksichtigen, dass Holzpfosten von 6 Meter Länge in der Mitte um etwa 1-2 cm durchhängen. Das sieht man zwar nicht mit freiem Auge, aber man weiß es.  Also muss man hier sehr exakt mit Wasserwaage arbeiten, damit der Pfosten schlussendlich korrekt liegt. Wichtig war hier nun, die exakte Höhe des künftigen Durchgangs erneut zu messen. Für drinnen habe ich deshalb ein Modell des künftigen Bodens gebaut, für draußen ein Modell des geplanten Verandabodens. Diese beiden Modelle haben dazu gedient, die Balkenschuhe auf die richtige Höhe zu bringen.

Eine erste echte Herausforderung war die Verbindung des hinteren Quer-Pfostens mit dem Mauerwerk. Hierfür wurden Löcher (Holz-Bohrer-Größe 24) durch den Pfosten gebohrt, danach wurde der Pfosten in die Balkenschuhe gelegt, provisorisch mit Schrauben fixiert und durch die vorhandenen Löcher wurden nun in das Mauerwerk gebohrt, natürlich zunächst mit einem schmäleren Bohrer. Dann wurde der Pfosten entfernt, die Löcher ins Mauerwerk wurden in der richtigen Größe gebohrt, die Bohrlöcher wurden ausgesaugt. Siebhülsen wurden zugeschnitten (ganz einfach mit dem Trennschleifer und Metallscheibe) und in die Löcher gesteckt. Dann wurden die Gewindestangen vorbereitet, natürlich länger als die Enderversion, damit man hier Platz zum Einschlagen hat. Dann wurde Injektionsmörtel in die Siebhülsen gespritzt, Achtung: Hier unbedingt (!) die empfohlene Menge einhalten. Ich habe bei diesem ersten Querpfosten zu viel hineingespritzt (viel ist nicht immer gut) und um ein Haar hätte ich alles wieder herausbohren müssen, weil der Mörtel a) schnell abbindet und b) Platz braucht.

Nachdem der Mörtel eingespritzt war, wurde der Balken wieder eingerichtet und die Gewindestangen wurden durch die Bohrlöcher ins Mauerwerk eingeschlagen, fast wäre das trotz des großen Vorschlaghammers nicht gelungen, weil das Einschlagen aufgrund der zu hohen Füllmenge viel Kraft erfordert hat. Nach einem Tag Trockungszeit wurde auf die Gewindestangen zunächst Beilagscheibe und Mutter aufgeschraubt, die Stange wurde direkt an der Mutter abgesägt. Danach wurde die Mutter durch eine Hutmutter getauscht.

Jetzt wurden alle Querpfosten aufgelegt, mit Kork unterlegt und dann verschraubt, der Abstand wurde mittels Abstandshalter festgelegt. Letzter Schritt bevor der Boden gelegt wurde: Sämtliche Pfosten wurden rundherum mit Anti-Schimmel-Anstrich behandelt, danach mit Grundierung und danach mit zwei Schichten Decklack.

Die Terrassendielen

Die Terrassendielen wurde von vorne nach hinten zur Mauer verschraubt, d.h. die erste Diele lag an der Front. Hier wurde mit ganzer Länge der Dielen (4 Meter) gearbeitet und die ganze Länge wurde jeweils in der Richtung geändert: Eine Länge lag die volle Länge links, in der nächsten rechts. Die Dielen wurden Daumen-mal-Pi abgelängt, der exakte Rand-Schnitt ist erst nach vollständiger Verschraubung des Bodens erfolgt. Für die stehenden Pfosten habe ich Reste des Ablängens als Platzhalter genommen.

Die Dielen wurden unter Zuhilfenahme einer Schablone vorgebohrt, mit etwas Übung geht das sicher auch „Free-Style“. Die Dielen wurden mit geeigneten Untersetzern aus Kunststoff, die gleichzeitig auch als Abstandshalter dienen, unterlegt. Zuletzt wurde durch Diele und Abstandshalter verschraubt. Die letzte Diele direkt am Haus war ein Stückwerk, weil die Hausmauer nicht gerade war. Die Berechnung für die künftige Höhe des Bodens war perfekt, das hat sich aber erst ein Jahr später bei der Erneuerung des Bodens im Wohnzimmer gezeigt. Jetzt konnte man bereits den ersten Frühstückskaffee auf der Veranda genießen. Insgesamt lässt sich sagen: Das war der einfachste Teil des Verandabaus.

Während des Verlegens des Bodens ist ein kleiner Unfall passiert. Ich war schon müde, es war extrem heiß und ich wollte – schnell-schnell – noch vor der Arbeit ein Brett zuschneiden und habe es nicht ordentlich aufgelegt. Darauf hin hat sich die Säge verkantet, wurde mir aus der Hand geschlagen und ist die laufende Säge ist in meine Hand eingedrungen. Ich habe es kommen sehen, so zwei Sekunden vorher, aber da war nichts mehr zu machen. Die Wunde musste ärztlich versorgt und genäht werden und es hat insgesamt fast 1 1/2 Jahre gedauert, bis ich die Hand wieder schmerzfrei belasten konnte.

Der Treppenaufgang

Nachdem nun die Veranda grundsätzlich stand, war die Frage: Wo kommt die Treppe in den Garten hin? Und wie wird die gebaut? Ich habe ein Onlinetool zur Berechnung der Höhe und Steigung der Treppe verwendet und das hat wirklich gut funktioniert. Für mich war auch schnell klar, dass die Treppe an den Rand rücken wird, also hin zur Gartenmauer und nicht mittig in den Garten führen wird. Die Entscheidung hat sich auch im Nachhinein als gut erwiesen, weil dadurch fast der gesamte Kräutergarten erhalten bleiben konnte.

Nachdem die Treppe exakt berechnet war, habe ich das Muster der Steigung der Treppe auf dicke Holzbretter übertragen und dann entsprechend ausgesägt. Damit auch alles wirklich gut hält, habe ich drei der dicken Bretter für die Treppenkonstruktion genommen. Für den Fuß der Treppe habe ich ein kleines Fundament gegossen: Ausgegraben, geschottert, Eisen rein, betoniert, fertig. Auf dieses Dokument habe ich die Holztreppe aufgesetzt, allerdings nicht direkt Holz-auf-Stein sondern natürlich mit Abstandshalter, so dass das Holz nicht durch ständige Nässe am Boden beeinträchtigt wird.

Die Unterkonstruktion der Treppe wurde mit Winkeln direkt an der Veranda befestigt. Natürlich wie immer mit diversen Wasserwaagen gearbeitet, um sicher zu stellen, dass sie Treppe nach allen Richtungen in der Waage war. Danach wurde die Treppe mit Terrassendielen verkleidet, erst die Stufen, danach die Sichtbretter. Die letzte Stufe war ein bisschen heikel, weil dort die Sichtverkleidung direkt auf die Unterkonstruktion der Terrasse traf. Hier habe ich an der Rückseite der Verkleidung jeweils den benötigten Platz ausgefräst. Insgesamt war auch das ein zwar arbeitsintensiver, aber nicht allzu schwerer Arbeitsschritt. Die Treppe wurde während des Bauens wie alles andere mit Anti-Schimmel, Grundierung und zwei Lackschichten bedacht.

Die Oberkonstruktion

Den nächsten Schritt – die Oberkonstruktion – habe ich sehr sorgfältig geplant. Denn zumindest für den ersten Teil braucht man mehr als zwei Hände, das geht nicht mehr allein. Ich habe sämtliches Holz, das bis zum Schluss verwendet werden sollte, hier bereits vorab gestrichen, weil ich mir das „Über-Kopf-Malen“ gerne ersparen wollte. Bei der Oberkonstruktion gab es gleich mehrere heikle Punkte: Die hinteren senkrechten Pfosten, die mit dem Mauerwerk verbunden werden mussten. Dann den oberen tragenden Querbalken, auch er musste mit dem Mauerwerk verbunden werden. Dann, natürlich die Eckpunkte, die exakt ineinander passen mussten. Und schließlich auch die Schrägen, die ebenfalls exakt liegen mussten.

Aber der Reihe nach: Begonnen wurde  mit den beiden hinteren senkrechten Pfosten. Hier wurden wieder Löcher vorgebohrt, durch die dann mit Betonbohrern in die Wand vorgebohrt wurde. Dann wieder die Pfosten entfernen und die Löcher für die Siebhülsen in der richtigen Größe bohren. Für die Pfosten musste ein Teil des Stucks weggestemmt werden. Diese Pfosten wurden in aufschraubbare Pfostenhülsen gesetzt und verschraubt.

Danach wurden die vier vorderen senkrechten Pfosten verankert, das war nicht so schwer, da es hier noch nicht auf exakte Waage ankommt bzw. wenn die Berechnung richtig war, die Waage sich automatisch ergibt. Ein heikler Punkt war das Setzen der Querträger: Sie wurden einerseits direkt auf den Eckpfosten aufgesetzt, andererseits mussten sie exakt in der Waage zum hinteren Pfosten sein. Sie wurden vorne nur aufgelegt, hinten aber gleich mit starken Eckprofilen verschraubt. Der nächste wichtige Schritt war das Auflegen des oberen vorderen Querpfostens. Auch der wurde an den Enden entsprechend ausgesägt, damit hier die Ecken gut ineinandergreifen (man sieht das auf dem einen Foto recht gut, das die Eckverbindung zeigt). Erst jetzt wurden alle Träger nochmal exakt in der Waage ausgerichtet und der obere Querpfosten wurden von oben verschraubt.

Nun fehlte nur noch der letzten Schritt: Der hintere Querpfosten, der wieder vorgebohrt wurde. Da zu diesem Zeitpunkt die Konstruktion schon steht, muss man den Balken nur einmal hochstemmen und kann ihn dann bereits auf den Querbalken ablegen, während man die Löcher für die Siebhülsen bohrt. Im Gegensatz zum unteren Querbalken, der uns weiße Haare beschwert hat, war der obere Querbalken recht rasch und sauber in der Wand. Ein bissl korrigieren mussten wir, da der vorhandene Stuck nicht gerade war und daher die beiden hinteren Pfosten erhöht werden mussten. Da hier aber das Gewicht von oben wirkt, ist das problemlos möglich.

Allerdings war die Konstruktion, die wir genutzt haben, um überhaupt in dieser Höhe zu arbeiten, abenteuerlich: Auf der einen Seite haben wir 15 Paletten übereinander gelegt (die mehr oder weniger wackelig waren), auf der anderen Seite hatten wir ein anständiges Baugerüst mit dicken Brettern (die aber auch nicht wirklich stehsicher waren). Ich war echt froh, als dieser Teil vorbei war.

Das Dach

für das Dach mussten zunächst die schrägen Dachpfosten vorbereitet werden. Dafür wurde an einem Balken die Stelle angezeichnet, in der die Aussparungen für den oberen und unteren Querpfosten ausgesägt werden sollten. Das wurde dann auf alle schrägen Pfosten übertragen und ausgesägt. Die Pfosten wurden auf die Balken gehoben, ausgerichtet und verschraubt.

Nun konnte mit dem Decken des Daches begonnen werden. Die Nut- und Federbretter wurden von oben an die Pfosten verschraubt. Verkehrt herum natürlich, die „schöne“ Sichtseite sollte ja innen liegen, wo man sie auch sieht. Begonnen wurde wieder ganz vorne am Dach. Die ersten Bretter waren gar nicht so schwer, man montiert eines nach dem anderen. Die Bretter wurden vorher sorgfältig abgelängt, ich wollte nicht mit einer Säge in so großer Höhe arbeiten müssen, außerdem war hier ein exakter Schnitt nicht so wichtig, weil ohnehin noch die Dachbleche als Abschluss befestigt wurden.

Doch der Zeitpunkt kam, als selbst die längste Leiter nicht mehr gereicht hat und ich wusste: Jetzt musst du rauf aufs Dach. Ich hätte mich fast angekotzt und wäre nicht meine Schwester – beste Co-Workerin ever – dann aufs Dach geklettert, ich glaube, ich hätte das Dach sein lassen :-)). Aber nachdem sie dann mal oben war, wollte ich mich natürlich nicht als Feigling erweisen und bin auch aufs Dach. Es ist eine Übungssache, so hoch über dem Boden zu arbeiten, reine Kopfsache. Man gewöhnt sich dran. Die Bretter wurden so weit gesetzt, bis dann nur noch unsere Ein- und Ausstiegslucke aufs Dach frei war. Über diese Luke haben wir Material und Bretter durchgereicht und im nächsten Schritt die Bitumenziegel hochgezogen.

Nachdem das Dach soweit fertig war, wurde spezielle Dachpappe für Bitumen vernagelt. Danach wurden die Traufstreifen (für den Abschluss vorne) und Ortbleche (für den Abschluss seitlich) vernagelt. Dann konnte mit dem Legen der Bitumenschindeln begonnen werden. Das ist im Prinzip nicht weiter schwer, wenn man vorne beginnt und exakt arbeitet. Nur das Schneiden hat mir Probleme bereitet, weil Bitumen nicht ganz so einfach zu schneiden ist (zu stark) und ich noch von meiner Verletzung gehandicapped war. Aber irgendwann war auch das getan. Für die letzten Bretter und Schindeln musste ich dann mit der Leiter aufs Dach steigen. Ich kann mich gut erinnern, wie toll das Gefühl war, dann da oben zu sitzen und zu denke: Ja! Das hast du geschafft! Großartig!

Das Geländer

Das Muster für das Geländer habe ich selbst entworfen. Ich habe mich dabei von alten Geländern inspirieren lassen. Muster finden sich unter dem Namen „porch baluster“ in Kombination mit „victorian“. Hätte es bei uns hier einen Lieferanten gegegeben, ich hätte das mit Sicherheit machen lassen. So aber gab es vernünftige Lieferanten nur in den USA und da wäre die Verschiffung einfach zu teuer gewesen. Also war selber machen angesagt. Zuerst habe ich nach meinem Entwurf eine Schablone gefertigt aus dickem Karton mit Folie überklebt. Die Schablone sollte ja über 100 Geländerteile überstehen.

Ich habe für das Geländer eine Höhe festgelegt, dabei habe ich mich an üblichen Geländerhöhen orientiert, die als „sicher“ gelten. Bei der Höhe der Bretter habe ich berücksichtigt, dass die Bretter später in Schienen stehen würde und auch noch ein Handlauf montiert werden würde. Die Handläufe sowie die unteren Befestigungen habe ich in Ungarn beim Tischler machen lassen.

Die Konturen wurden mit der Schablone auf jedes einzelne Brett übertragen. Und dann wurde gesägt: Zuerst alle geraden Schnitte, dann alle Kurvenschnitte, dann die runde Aussparung. Jeder Schnitt hieß: Brett umspannen und neu festzwingen. Für die Treppe musste ich das Muster schräg ansetzen, damit das später gepasst hat.

Die Fertigung des Geländers habe ich nicht im ersten Jahr geschafft, da lag ein Winter dazwischen. Und ich habe mir mehr als einmal gedacht: Warum hast du das bloß angefangen? Aber ich wollte so ein Geländer haben und das war der einzige Weg es zu bekommen. Das Geländer habe ich vor der Montage nur mit Anti-Schimmel behandelt, erst nachdem es montiert war, habe ich hier Grundierung und Farbe aufgetragen. Ein kleines Hoppala ist mir beim Geländer passiert: Ich habe das Kabel einer Kabeltrommel übersehen und das läuft jetzt vom Wohnzimmer unter dem Geländer durch. Kann nur noch entfernt werden, indem man es durchschneidet.

Die Verzierungen

Nachdem das Geländer fertig war, fehlten noch die Verzierungen, die die Optik von Rundbögen vermitteln. Also habe ich hier wieder selbst etwas entworfen, dann eine Schablone gemacht und die auf Holz übertragen. Die ersten beiden Ecken wurden danach wieder verworfen, Korrekturen angebracht und schließlich alle zehn Elemente ausgesägt. Die Eckelemente wurde wieder auf Schienen gesetzt, die an die Pfosten verschraubt wurden. Zuletzt wurde noch mittig ein kleines Schluss-Element platziert.

Fazit

So ein Projekt will gut geplant werden, kleinere Hindernisse tauchen ohnehin auf, da kann man auf große, die man durch Planung wettmachen kann, verzichten. Man muss Zeit mitbringen, selbst wenn zwei oder drei Leute mit anpacken, geht da nichts ruck-zuck, allein schon wegen des Anstrichs in vier Schichten. Das Wohngefühl der Veranda ist unschlagbar, die Mühe ist das wirklich wert.

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